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Sabah al cher! - Sabah al nur!

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In meiner Küche habe ich einen ganz alltäglichen Gegenstand, den ich mit großer Freude benutze. Sobald ich ihn in die Hand nehme denke ich an eine große Reise durch eines der schönsten Länder, in denen ich jemals war: Jemen!

Nach einer sehr staubigen Tagesfahrt über das Hochplateau des Jol erreichten wir den Rand des Plateaus und blickten wir in das trockene Band des Wadi Hadramauts. Die Orte sind wie auf einer Perlenschnurr aufgereiht. Einer davon ist Shibam. Unsere Fahrt ging erstmal weiter ins Wadi Doan. Das mussten wir im Morgengrauen des nächsten Tages unter dramatischen Umständen verlassen. Irgendwo hatte es geregnet und in kürzester Zeit war das Wadi geflutet. Wir haben es buchstäblich in letzter Sekunde noch geschafft herauszukommen. Das Wasser stand so hoch, dass es bereits unten an den Autotüren ins Wageninnere kam. Sogar auf das Frühstück haben wir damals verzichten. Nur schnell weg, war die Devise. Diese halbe Stunde für das Frühstück hätte uns wahrscheinlich gezwungen in Doan zu bleiben, bis sich die Fluten wieder aufgelöst haben. Wie lange so etwas dauert kann schlecht vorher bestimmt werden und hätte die gesamte Reise auf den Kopf gestellt.




Am nächsten Tag ging es nach Shibam, das an diesem Tag seinem Ruf als "Manhatten der Wüste" alle Ehre machte. Die Häuser der "Skyline" sind bis zu 25 Meter hoch und aus Lehm gebaut. Einige von ihnen stammen noch aus dem Mittelalter und der Baustil hat sich nie verändert. Die UN hat die Altstadt von Shibam berechtigterweise in die Liste der Weltkulturerbe aufgenommen. Vom ersten Moment an hat mich diese Stadt in ihren Bann gezogen. Ich bin in einigen Häusern bis ins letzte Stockwerk geklettert und durch die schmalen Gässchen gelaufen.

Wie sieht es heute in Shibam aus? Ich weiß es nicht, die Situation ist unübersichtlich. Bereits bei unserer Reise 1999 wussten wir, dass dieses Land im Chaos versinken wird. Bei wikipedia habe ich gelesen, dass 2008 einige Häuser durch starken Regen eingestürzt sind. Das würde ich sehr bedauern und ich kann mir nicht vorstellen, dass es einen Wiederaufbau geben wird. So ist diese wunderbare Stadt dem Untergang geweiht.




Am Morgen nach unserer Übernachtung in Shibam mussten wir sehr früh losfahren und unser Guide Aisch, der übrigens fließend deutsch sprach, begrüßte uns mit "sabah al cher" und lernte uns die Antwort "sabah al nur". "Guten Morgen mit Licht" und "Guten Morgen mit Rosen", das sind die traditionellen arabischen Grußformeln früh morgens.

Diese Worte, viele kleine Details und große Eindrücke fallen mir immer sofort ein, wenn ich einen meiner jemenitischen Teelöffel in die Hand nehme. Gekauft habe ich sie in Shibam auf dem kleinen Marktplatz und ich verwende sie sehr gerne, manchmal auch völlig unsinnig, weil ich sie einfach gerne verwende.




Warum erzähle ich Euch das? Weil ich schon mal vorbereiten möchte, in Euren Küchenschubladen zu wühlen, ob da nicht ein schöner Gegenstand ist, den ihr im Urlaub erworben habt und heute noch gerne in der Küche verwendet. Vielleicht ist es ja auch eine besondere Zutat oder ein Gewürz, mit dem ihr eine schöne Reisegeschichte verbindet. Schon bald gibt es mehr Details. Also, haltet Eure Fundstücke schon mal gut fest.



Nachsatz:
Diesen Beitrag habe ich im Dezember 2013 konzipiert und geschrieben. Bis zur Veröffentlichung hat sich, nach meiner Einschätzung, die Situation im Jemen durch den Putsch und die Attentate in Paris wesentlich verschlimmert. Im Jahr 1999 waren überall noch die Spuren von Krieg und Zerstörung gesehen. Das Land hat damals eine Phase des Wiederaufbaus gestartet, aber rückwirkend betrachtet ging es immer weiter bergab.

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